Brenner ohne Grenzen. Oder was wäre, wenn die Schiene so Hürdenlos wäre, wie die Straße?Könnt ihr euch vorstellen, dass Züge Non-stop in einem Slot von München über den Brenner bis nach Verona durchfahren, ohne einen einzigen Stopp einlegen zu müssen? Klingt eigentlich gar nicht so weit hergeholt? Ist es aber leider. Denn das sollt in einem einheitlichen europäischen Eisenbahnraum eigentlich kein Problem sein.

„Das Pilotprojekt am Brenner wird schwarz auf weiß zeigen, was ein grenzenloser Schienengüterverkehr im Stande ist zu leisten.“

Momentan ist es unmöglich, da aufgrund Hunderter unterschiedlicher nationaler Regelungen oft die Lokführer oder die Loks gewechselt werden müssen bzw. muss jeder Zug, der nach Italien fährt, jedes Mal eigene Bremstests nach italienischen Vorschriften machen. Dazu kommen noch die unterschiedlichen Sprachanforderungen pro Land. Mit jedem Grenzübertritt betritt man eine neue bürokratische Welt. All diese Regelungen und Abläufe sind auf der Straße undenkbar und sorgen dafür, dass die Schiene keine echte Konkurrenz ist. Doch was wäre, wenn?

Die Frage nach dem „was wäre, wenn“ habe ich zum Anlass genommen, um gemeinsam mit KollegInnen und Kollegen aus Südtirol und Bayern ein sogenanntes Pilotprojekt auf die Beine zu stellen. Damit wollen wir beginnend mit Herbst beweisen, dass der Güterverkehr auf der Schiene zwischen München und Verona mit dem Lkw mithalten kann, wenn die Bahn nicht durch die zahlreichen unterschiedlichen nationalen Vorschriften gebremst wird. Brenner ohne Grenzen! Im Moment arbeitet die Kommission mit den Schienennetzbetreibern aus Deutschland, Österreich und Italien eng zusammen, um zu garantieren, dass für die Testzüge im Rahmen des Pilotprojekts eine reibungslose Durchfahrt garantiert wird. Ziel ist zu zeigen, dass diese Güterzüge in puncto Geschwindigkeit, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit einen Quantensprung im Vergleich zum jetzigen Schienenverkehr hinlegen und mehr als konkurrenzfähig zur Straße sind. Spätestens 2022 liegen dann die ersten Daten vor, wie schnell der Gütertransport auf der Schiene zwischen München und Verona tatsächlich sein kann und wie viel es kostet. Dann werden wir sehen, wie die Bahn unter einheitlichen grenzübergreifenden Bedingungen im Vergleich zum Lkw-Transit über den Brenner dasteht. Die Route soll ein Beispiel dafür geben, wie wettbewerbsfähig der Schienengüterverkehr auch in der EU sein kann. Der nächste Schritt wird dann sein, dass die Ergebnisse aus dem Pilotprojekt Brenner ohne Grenzen die Grundlage für die Gesetzesänderungen liefern, um einen einheitlichen Eisenbahnraum zu schaffen!

Im Sommer 2020 habe ich das Pilotprojekt erstellt und nach Abstimmung und mit Unterstützung der EU-Kommission für das Budgetjahr 2021 eingereicht. Bei den Budgetverhandlungen zwischen Mitgliedsstaaten und dem Parlament wurde es schlussendlich als eines von 59 Sonderprojekten für das Jahr 2021 in den EU-Haushalt aufgenommen. Für das erste Jahr sind 600.000 Euro als Budget genehmigt, für 2022 wurden 800.000 Euro eingereicht. Derzeit bereitet die EU-Kommission gerade die ersten Ausschreibungen vor und parallel dazu werden die rechtlichen Voraussetzungen gemeinsam mit den 3 Mitgliedsstaaten geschaffen.

Das Projekt wird schwarz auf weiß zeigen, dass bereits auf der Bestandsstrecke am Brenner die Schiene konkurrenzfähig ist und mit dem Brenner Basistunnel samt den Zulaufstrecken wird auch die Kapazität für die Nachfrage geschaffen. So wird das Jahrhundertprojekt BBT auch zum Herzstück des einheitlichen europäischen Eisenbahnraumes.„Das Pilotprojekt am Brenner wird schwarz auf weiß zeigen, was ein grenzenloser Schienengüterverkehr im Stande ist zu leisten.“MEP Barbara Thaler