Die Tiroler EU-Abgeordnete Barbara Thaler berichtet am Nachhauseweg von der Plenarwoche in Straßburg von europäischen Kabelnöten.

Ich sitze gerade im Zug nach Innsbruck, da fällt mir am anderen Ende des Großraumwagens ein junger Mann auf, der von Sitzreihe zu Sitzreihe schleicht und verzweifelt auf der Suche nach einem Ladegerät für sein Handy ist. Jeder kennt es, irgendwo zuhause gibt es eine Schublade voll mit Ladegeräten, doch wenn man sie braucht, hat man sie nicht dabei. Im Zug fanden sich zwar ein paar hilfsbereite Mitreisende, aber passendes Kabel hatte dann leider auch keiner  mit. Wie einfach wäre es, hätten wir doch alle ein und dasselbe Ladekabel für all unsere Geräte?

Diese Idee eines einheitlichen Ladegerätes gibt es bereits seit dem Jahr 2009. Die Selbstverpflichtung der Industrie vor 10 Jahren hat die Situation zwar verbessert, aber das Problem leider nicht ganz gelöst. Bis auf Apple haben alle Hersteller auf USB umgestellt. Zumindest was „moderne“ Smartphones betrifft.

"Kann mir zufällig jemand ein Ladekabel leihen?"

Nicht nur für Zugreisende würde eine Lösung in Zukunft eine Verbesserung darstellen, sondern auch unserer Umwelt würde eine Vereinheitlichung gut tun.  Denn die Zahlen sprechen für sich. Jährlich entstehen 11.000 Tonnen Elektronikabfälle durch entsorgte oder nicht verwendete Ladegeräte. Das ist weder nachhaltig noch sinnvoll.

Jetzt macht die EU endlich Nägel mit Köpfen und es wird ein Gesetz für ein EU-weit einheitliches Ladekabel für Handys, Tablets, tragbare Lautsprecher, Kopfhörer, Digitalkameras und tragbare Spielekonsolen geben. Daran müssen sich dann alle Hersteller, die in Europa Elektrogeräte verkaufen wollen, halten. Es wird somit eine Norm geschaffen, die uns unseren Alltag erleichtert.

Das Gesetz sieht vor, dass der ohnehin schon sehr weit verbreitete USB-C Anschluss als einheitlicher Anschluss eingeführt wird. Auf diese Weise können die Verbraucher ihre Geräte unabhängig von der Gerätemarke mit demselben Ladegerät aufladen. Ebenso wird die Schnellladetechnologie harmonisiert.

Die Kommission schlägt momentan eine Übergangsfrist von 24 Monaten nach dem Gesetzesbeschluss vor. In meinen Augen darf das ruhig schneller gehen, selbst Apple verwendet bei bestimmten Produkten schon USB-C. Ich werde im Europaparlament Verbündete für eine Verkürzung dieser Frist suchen und bin gespannt, wie schnell wir hier einen gemeinsamen Nenner finden und wie schnell dann Kabelnotstände im Zug der Vergangenheit angehören.